Seitdem ich wieder hier daheim und auf dem Campus bin ist nichts so, wie es früher war. Alles hat sich verändert. Nichts ist konstant geblieben.
Ich war vorgestern Abend mit ein paar Freunden und Freundinnen raus. Wir sind ins Kino gegangen, haben uns nen tollen, sehr lustigen Film angeguckt, und nachdem mehrere Leute bei IHOP getroffen. Und durch den ganzen Abend fühlte ich mich irgendwie komisch. Eigentlich ist es nicht nur heut Abend – ich habe mich die ganze Zeit so gefühlt, seitdem ich zurück bin.
Ich fühle mich, als ob ich mein Leben, meine Freunde, meine Konversationen – alles – aus der Ferne betrachte und gar nicht mehr mitmache. Obwohl ich natürlich doch an diesen Dingen teilnehme, hab ich das komische Gefühl, ich sei eigentlich nicht mehr wirklich da. Meine Gedanken sind Abwesend, richten sich auf Deutschland und das was ich hinterher gelassen habe. Machte ich sie nicht auf meine Gegenwart aufmerksam, hab ich manchmal das Gefühl, meine Freunde würden vergessen, daß ich überhaupt dabei bin.
Ich will zurück nach Deutschland. Ich will zurück in meine alte Welt. Ja, vor nur einigen Wochen wollte ich raus aus Deutschland. Ich wollte zurück zu meinem ehemaligen Freundeskreis, zu meinem Land, zu meiner Sprache, zu meiner Kultur, zu meiner Uni. Aber jetzt bin ich zurückgekommen, und es ist mir aufgefallen, daß die Dinge die ich vermisst habe, die Dinge die mir gefehlt haben – sie sind nicht mehr hier. Mein altes Leben an dieser Uni hat sich während meiner Abwesenheit in die Luft aufgelöst und fast nichts ist als Beweis seiner Existenz geblieben. Was früher meine alte Welt gewesen ist, ist jetzt die neue Welt geworden; und ich will nicht mehr in einer neuen Welt leben.
Dieses Begehren nach Deutschland stammt natürlich aus meinem Eindruck, ich sei hier irgendwie nicht mehr willkommen. Na gut, wenn meine ehemaligen Freunde an dieser Uni mich nicht mehr wollen, sollte ich eigentlich zurück nach Deutschland, wo die Leute sich wenigstens an meiner fremdheit etwas interessiert haben. Wo meine fremdheit gezählt hat. Wo die fremdheit nicht ein komisches und unbequemes Gefühl im Bauch war, sondern ein Abendteuer.
Ja, ganz ehrlich, manchmal ärgert mich diese Wurzellosigkeit - und am Beginn hab ich die Schuld meinen Freunden zugeschoben. Ich kann es ihnen aber nicht vorwerfen, sie seien für dieses komische Gefühl, dieses Schmerz im Bauch verantwortlich. Das sind sie natürlich nicht. Nein, dafür bin ich verantwortlich. Ich bin derjenige, der sich entschieden hat, das Land, die Uni, und auch meine Freunde hinterher zu lassen. Ich bin derjenige, der weggefahren ist, und ich bin derjenige, der sich während dieses Jahres wirklich verändert hat. Dies alles ist meine Schuld, und das ist wahrscheinlich das Schlimmste daran.
Ich habe schon immer in einer Ecke meines Verstands gewusst, daß dieser Tag, diese Zeit kommen würde. Und ich habe mich trotzdem entschieden, nach Deutschland zu gehen. Also ich müßte geglaubt haben, diese Zeit wäre dem Jahr in Deutschland doch wert. Und das stimmt eigentlich. Der Preis war nicht zu hoch. Das muss ich mir jetzt immer wieder sagen, obwohl ich es selbst nicht immer glaube.
Das einzige, was ich jetzt tun kann, ist versuchen, mich in diese jetzt neue, fremde Welt wieder einzumischen und das Positive daran zu finden. Das bedeutet jede Menge neue Freunde, neue Aktivitäten, und vor allem das Akzeptieren, daß das, was ich hier daheim erwartet habe und das, was dieses Jahr tatsächlich prägen wird wahrscheinlich nicht übereinstimmen werden. Und das muss nicht unbedingt was Negatives sein.
Das hier ist jetzt auch wieder ein neues Erlebnis. Ich muss jetzt das neue Abendteuer in der alten Welt finden.
Sunday, August 27, 2006
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5 comments:
Gut gesagt, Matt. Stimmt, es muss nicht negativ sein. Ich weiß, dass es manchmal (oder oft) schwierig ist. Unser Freundkreise sind nicht das Gleich als vorher, oder vielleicht sind sie genau das gleich, aber wir sind verändert. Ich vermisse Deutschland, aber ich muss mich erinnen, daß es nicht so Idyllisch als ich denke ist. Weißt du? Ja, was weiß ich. Du darfts mich jederzeit anrufen. Du bist nicht die einzgste mit diesem Gefühl.
Ich vermisse dich Matt. Es war Gestern gut zu reden, sehr gut.
I feel the same way. It probably isn't true, but I feel like most of my friends have kind of just - moved on without me. At least in Germany I had a boyfriend and two best friends I spent all my time with. Here, its like I have to start all over again - I'm more of a foreign exchange student now than in Tuebingen. Good luck with your new Abendteuer!
eh, give it a couple weeks. after a while i felt like i was never even in germany. sad, but true. i still can't relate most of my experiences to the majority of my friends. but they were off doing stuff while i was abroad. and you have to accept that. we all grew up in the past year-- some of us more so than others and in different ways. but you all had a bond before you left, and maybe even while you were still abroad. find that bond again and you can reconnect with old friends.
i'm jealous of the fact that your german is still good. i could ready it just fine, but i could never write that anymore. that's how much i've forgotten already. wie deprimierend.
lese schon ein paar Wochen interessiert mit..
gib Dir einfach noch etwas mehr Zeit; ein Jahr ist eine ziemlich lange Zeit, auch wenn es schnell vergeht, da ist es klar, dass das re-adjustment seltsam erscheint ...lass Dich drauf ein und viel Spaß bei dem Prozess
ich bin erst heute nachmittag wieder in den USA angekommen, und ich fuehle mich schon ein bisschen so, wie du es erklaert hast. Kein halber Tag und ich bin schon wieder im Stadion, amerikanischen Fussball gucken. Ueberall gibt's laute Amis, die sich staendig entschuldigen, obwohl sie nichts getan haben. Ich glaube, es wird schlimmer bevor es besser wird. Deutschland wartet auf uns, und wir gehen auch bald wieder dahin. Daran kannst du auch glauben :)
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